Gliederkessel [1]

[570] Gliederkessel. Bezeichnung für die aus einer größeren Anzahl gleichartiger Rohrsysteme zusammengesetzten Dampfkessel.

Neben den vornehmlich für hohe Dampfdrucke bestimmten Wasserrohrkesseln (s. Dampfkessel) kommen für die Heizung großer Gebäude und Fabrikanlagen Gliederkessel für Warmwasser- und Niederdruckdampfheizung zur Anwendung. Einen Gegenstromgliederkessel der Firma Strebelwerk, G.m.b.H., Mannheim (D.R.P. Nr. 76582), zeigt Fig. 1 im Längs- und Fig. 2 im Querschnitt. Der Kessel ist aus einer Anzahl aufrechtstehender O-förmiger Glieder zusammengesetzt, deren Hohlräume W zur Aufnahme des Wassers oder Dampfes bestimmt sind. Der Brennstoff gelangt in dem inneren Hohlraum des Kessels zur Verbrennung, die aufsteigenden Feuergase ziehen durch die Rauchkanäle nach dem Sockel im Gegenstrom zu dem nach oben steigenden Wasser und geben hierbei ihre Wärme an dieses ab. Die Glieder stehen oben und unten mittels eingepreßter Rohrstutzen in durchgehender Verbindung miteinander; sie sind so ausgebildet, daß bei ihrer Zusammensetzung Rauchkanäle K entstehen, zwischen denen jeweils ein Wasserkanal W liegt. Die Vereinigung der Glieder zu Kesseln geschieht durch einfaches Zusammenpressen der Verbindungsstützen, die Glieder sind somit nur an je zwei Punkten miteinander verbunden, sie können sich daher unbehindert ausdehnen oder zusammenziehen, außerdem geben[570] sie bei ihrer ovalen Form leicht allen Einwirkungen des Feuers nach, wodurch schädliche Materialspannungen und Brüche ferngehalten werden. Die Glieder besitzen in ihrem unteren Teil einen angegossenen, vom Wasser gekühlten Rost, zum Zwecke, diesen gegen Verbrennen zu schützen und die Schlackenbildung nach Möglichkeit zu verhindern.

Die Kessel werden aus feuerbeständigem Spezialgußeisen hergestellt; sie sind zum Schütze gegen Abkühlung mit Kieselgurasbestplatten und Blech ummantelt.

Bei dem von den Metallwerken Bruno Schramm in Ilversgehofen-Erfurt hergestellten Warmwassergliederkessel geschieht die Zugführung der Feuergase in der Weise (s. Fig. 3), daß die aus dem Verbrennungsraum A abgesaugten Gase zuerst in dem Zuge Z1 nach oben steigen, sich hierauf wenden und im Zuge Z2 nach unten fallen, sodann die Kesselglieder außen nach oben hin nochmals bestreichen und endlich erst durch den Rauchrohrstutzen an der hinteren Kesselwand in den Schornstein entweichen. Dieser Kessel steht wie der vorstehend beschriebene vollständig frei ohne Einmauerung; seine Bauhöhe ist gering, so daß selbst bei niedrigen Kellern keinerlei Vertiefung erforderlich ist.

G. Schwarz.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 570-571.
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